Rezension

“Jeanie und Julius” von Claire Fuller

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[Werbung, da Rezensionsexemplar]

„Jeanie und Julius“ von Claire Fuller handelt von den titelgebenden Zwillingen, die gemeinsam mit ihrer Mutter Dot ein abgeschiedenes Leben in einem kleinen Cottage führen. Als Dot eines Tages unerwartet stirbt, wirft dieses Ereignis das Leben der Zwillinge völlig aus der Bahn und lang gehütete Geheimnisse dringen langsam, aber unausweichlich ans Licht.

Zum Zeitpunkt des Todes ihrer Mutter sind Jeanie und Julius 51 Jahre alt. 51 Jahre, in denen die beiden nichts anderes kennengelernt haben, als das isolierte Leben im Cottage. 51 Jahre, in denen Julius die Familie mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, in denen Jeanie und Dot im Garten Gemüse anbauen, finanziell gerade so über die Runden kommen, dass es fürs Essen reicht, in denen Dot die Verantwortung für alles hat und in denen die beiden nie richtig erwachsen werden müssen. Claire Fuller sorgt mit ihrem sanften und gefühlvollen Schreibstil dafür, dass wir uns dieses Leben, die Gedankenwelt der beiden, ihre Sehnsüchte und Ängste ganz genau vorstellen können. Die Autorin erzählt die Geschichte ruhig und bedacht, erzeugt dadurch aber zugleich eine Nähe und Vertrautheit, dass ich beim Lesen oft das Gefühl hatte, als säße ich bei Jeanie im Cottage, als könnte ich ihre Hand halten und sie trösten. Meistens wollte ich ihr allerdings bloß einen kleinen Schubs geben, damit sie sich endlich raus in die Welt traut.

Die Isolation, in die die beiden aufgrund einer Vielzahl an Gründen geraten sind, ist nur schwer vorstellbar. Die Armut – wirkliche in einem Haus ohne vernünftige Sanitäranlagen leben und jeden Cent berechnen müssende Armut – erdrückend. So ist die Atmosphäre in diesem Roman oftmals genauso schwer wie die Last, die die beiden weltfremden Geschwister nun schultern müssen. Doch gibt es auch Lichtblicke: Menschen, die es gut mit ihnen meinen, die ihnen helfen möchten, im Leben zurechtzukommen – wenn die beiden sie nur lassen würden. Es ist eine traurige Geschichte, die Claire Fuller erzählt, aber zugleich voller Hoffnung; eine Geschichte über zwei Außenseiter und darüber, wie schwer es ist seinen Platz in der Welt zu finden, wenn man anders ist; eine Geschichte über Freundschaft und Verbundenheit und die unerschütterliche Liebe zweier Zwillinge zueinander. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen.

[Vielen Dank an Kirchner Kommunikation und den Kjona Verlag für das Rezensionsexemplar] – Übersetzt von Andrea O’Brien

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