Rezension

“Betrug” von Zadie Smith

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[Werbung, da Rezensionsexemplar]

“Betrug” ist Zadie Smiths erster historischer Roman. Er handelt von Mrs. Eliza Touchet, die als Haushälterin bei dem mittlerweile eher mäßig erfolgreichen Schriftsteller William Ainsworth lebt. Im Jahre 1873 sorgt ein Gerichtsverfahren, der sogenannte „Tichborne Fall“, für großes Interesse in der Bevölkerung und zieht auch Eliza in seinen Bann. 

Besagter „Tichborne Fall” wird für die Handlung jedoch erst im späteren Verlauf relevant. Vorher rückt die Autorin das Leben der alleinstehenden Eliza in den Vordergrund. Dabei springt sie von Kapitel zu Kapitel in der Zeit vor und zurück. Und das oftmals ohne korrekte Ankündigung des jeweiligen Jahres, so dass ich immer wieder stoppen und das Gelesene chronologisch einordnen musste. Dies und die extrem kurzen Kapitel von teilweise nur zwei bis drei Seiten, machten es mir schwer der Handlung zu folgen bzw. überhaupt einen roten Handlungsfaden zu erkennen. Der zu Abschweifungen neigende und sehr ausufernde Erzählstil von Zadie Smith und die zudem vorherrschende Richtungslosigkeit machten die Lektüre also zu einer echten Herausforderung.

Die bestimmenden Themen des Romans fand ich hingegen sehr interessant, so dass ich es am Ende lohnenswert empfand mich durch diesen mäandernden Erzählfluss hindurch gekämpft zu haben: Er handelt von Klassenunterschieden, Rassismus, Sklaverei in Jamaika, dem gesellschaftlichen Wandel in England Ende des 19. Jahrhunderts und noch so vielem mehr. Spannend fand ich auch, wie leicht sich die Mehrheit der Menschen auch damals von einem charismatischen Menschen beeinflussen ließ. Ich hätte zwar erwartet, dass der “Tichborne Fall” selbst einen größeren Raum einnimmt. Doch fand ich auch die Konzentration auf Eliza und den Kronzeugen Bogle gelungen.

Somit ist “Betrug” zwar ein in seiner Ausuferung durchaus anstrengender, aber definitiv lohnenswerter Roman.

[Vielen Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar] – Übersetzt von Tanja Handels

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